TSV Eichendorf

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Einzigartige Schwarzgurt-Prüfung im Traditionellen Taekwondo

Drei Großmeister begeistern zum 6. Dan, Petra Spranger neue Großmeisterin
[ Simon Lösl | 03.07.2025]

Geschichtsträchtiger Eintrag in den Chroniken der Traditionellen-Taekwondo-Vereinigung e.V. (TTV): Neun Aspiranten der Taekwondo- und Allkampf-Jitsu-Lehrzentren Südostbayern stellten sich am vergangenen Samstag, den 21. Juni 2025, im Bayerischen Leistungszentrum für Taekwondo in Eggenfelden der Herausforderung, den Schwarzen Gürtel (Dan) oder bereits einen höheren Meistergrad zu erreichen. Das Besondere an dieser außergewöhnlichen Prüfung: gleich drei Großmeister standen an zum 6. Dan, höchster Dangrad der durch eine Prüfung bei der TTV erreicht werden kann: Eva Fichtner aus Eggenfelden, Markus Huber (München) und Thomas Obermeier (Landau). Zudem Petra Spranger (Pilsting), die mit dem 5. Dan den Rang als neue Großmeisterin anstrebte.

Nach monatelanger intensiver Vorbereitung und Sonder-Trainingseinheiten beim Chef-Großmeister der Lehrzentren Südostbayern, Werner Fichtner, in denen nicht nur die technischen Fähigkeiten der Prüflinge verfeinert, sondern auch ihre körperliche Fitness auf den hohen Belastungsanspruch einer Danprüfung vorbereitet und mentale Eigenschaften im Vorfeld gefordert wurden – z.B. durch schriftliche Visualisierung von Kampfabläufen – war der große Tag der Meisterprüfung gekommen. Die Dan-Anwärter standen über vier Stunden unter der genauen Beobachtung der Prüfungskommission: Prüfungsvorsitzender und Präsident der TTV Werner Fichtner (8. Dan) und Klaus Frank (7.Dan), beide aus Eggenfelden.

Bei der ersten Disziplin Formen („Hyongs“) mussten die Prüflinge ihre Nerven behalten und fehlerfrei technische Abläufe gegen imaginäre Gegner ausführen, bewertet nach Präzision und kämpferischem Ausdruck. Eine besondere Herausforderung stellte die „Hyong mit eingebautem Bruchtest“ dar. Beim Ein-/ Zwei- und Dreischrittkampf („Ilbo-/Ibo-/Sambo-Taeryon“) galt es, effektive Kontertechniken als Reaktion auf Faust- oder Beinangriffe eines Partners zielgenau zu zeigen. Bei der Selbstverteidigung („Hosinsul“) demonstrierten die Meistergrads-Aspiranten, wie sie sich aus bewaffneten und unbewaffneten Situationen, wie Stock-, Messer-, Klammer- oder Würgeangriffen, auch mit Wurf und Hebeltechniken befreien konnten. Die Anwärter auf einen Großmeistergrad zeigten hier sogar einstudierte realitätsnahe Freikämpfe gegen zwei Angreifer. Beim freien Kampf („Chayu-Taeryon“) sollten Hand-Schlagpolster mit schnellen und kraftvollen Tritten und Schlägen exakt getroffen werden, erschwert durch reaktionsauslösende Elemente des Gegners oder vorgeschaltete Schrittmuster. Der abschließende Serien-Bruchtest – auch aus einer Selbstverteidigungssituation, im Sprung und auf ein bewegtes Ziel – verlangte noch mal höchste Konzentration und Willenskraft. 

Auch wenn nicht jede Disziplin immer von Anfang an tadellos funktionierte, haben dennoch alle Prüflinge der Lehrzentren Südostbayern eindrucksvoll bewiesen, dass im Traditionellen Taekwondo vor allem das mentale Durchhaltevermögen und Streben nach „Unbezwingbarkeit“ zum Ziel führen. Somit konnten die beiden Prüfer unter Abwägung der strengen Prüfungskriterien der TTV alle Aspiranten zum neuen Meistergrad graduieren. Insbesondere zu den Leistungen der drei arrivierten Großmeister brauchte Werner Fichtner keine Worte mehr, sondern brachte durch Hochzeigen beider Daumen seine vollste Überzeugung zum Ausdruck. Seine Ehefrau Eva Fichtner ist nun mit dem 6. Dan deutschlandweit die einzige und höchstgradierte Frau im Fachverband für Traditionelles Taekwondo. Auch Markus Huber und Thomas Obermeier beindruckten auf ganzer Linie und tragen jetzt den 6. Dan. Zudem überzeugte Petra Spranger mit dem Sprung in die Großmeister-Riege und dem 5. Dan. Ganz besonders stolz ist das Ehepaar Fichtner auf ihre jüngere Tochter Sarah: das „Nachwuchstalent der Stadt Eggenfelden“ und „Sportlerin des Jahres“ war eine Augenweide in der Ausführung und Präzision ihrer Techniken. Die Darbietung der Hyongs setzte den Worten ihres Vaters entsprechend “neue Maßstäbe“ und sie erkämpfte sich höchstverdient den 3. Dan. Auch Jan Seidemann aus Eichendorf bewies Kampfgeist, er bekam die Urkunde zum 2. Dan überreicht. Neue Trägerinnen des Schwarzen Gürtels (1. Dan) sind Doris Able aus Landau, die „wie die Jüngeren“ auf der Matte kämpfte, Tanja Bachmaier (Simbach/ Inn) und Maria Bauer (Massing).

Doch mit diesen Prüfungserfolgen noch nicht genug: Prüfer Klaus Frank wurde von Werner Fichtner für seine jahrzehntelangen Verdienste und als herausragende Persönlichkeit des Traditionellen Taekwondo u.a. als Trainer, Referent und Organisator auch auf bundesweiten Veranstaltungen im Namen der TTV mit der Ehrenurkunde zum 7. Dan gewürdigt. Diese besondere Ehrung und Auszeichnung mit dem 7. Dan erhält auch der Altöttinger Großmeister Jürgen Burkert. Und schließlich durfte Thomas Obermeier für seinen Vater Roland (Landau) ebenfalls die Worte einer Ehrenurkunde verlesen. Zur Anerkennung seines unermüdlichen Engagements im Trainerstab und bei überregionalen Veranstaltungen wurde ihm der 6. Dan verliehen.   

Bild: 
Die erfolgreichen Prüflinge und Ehren-Danträger der Lehrzentren Südostbayern und Prüfungskommission
(von links)
vorne: Eva und Sarah Fichtner (LZ Eggenfelden), Petra Spranger (LZ Landau), Maria Bauer, Tanja Bachmaier  (beide LZ Simbach/ Inn), Doris Able (LZ Landau)
hinten: Roland und Thomas Obermeier (LZ Landau), Markus Huber (LZ Eggenfelden), Jan Seidemann (LZ Eichendorf), sowie die Prüfer Klaus Frank und Werner Fichtner

Bild Quelle: 
Andreas Obermeier